Deserteure der Wehrmacht


Ein bis zwei Prozent der im Deutschen Reich zur Wehrmacht Einberufenen verweigerten den Kriegsdienst oder desertierten zu einem späteren Zeitpunkt. Erst nach der Jahrtausendwende konnten sich Deutschland und Österreich zur Rehabilitierung der ungehorsamen Soldaten und zu ihrer Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus durchringen.

Das vorliegende Heft liefert erstmals einen Überblick zum Desertionsgeschehen, zur Verfolgungspraxis durch die Militärjustiz sowie zu den Ermöglichungsstrukturen für gelungene Fluchten im Wehrkreis XVIII mit Fokus auf die heutigen österreichischen Bundesländer Tirol und Vorarlberg sowie die italienische Autonome Provinz Bozen/Südtirol. Diese Regionen wiesen durch die Nähe der neutralen, Sicherheit verheißenden Schweiz und die Abgeschiedenheit der alpinen Zonen eine besondere Ausgangslage auf. Neue Fallstudien bieten darüber hinaus Einblicke in die Vielfalt und Vielschichtigkeit des Phänomens.
Beiträge:

Ingrid Böhler/Peter Pirker: Editorial

Peter Pirker: Deserteure in den Alpen. Vermessungen von Fluchten aus der Wehrmacht.

Johannes Kramer: Sonderfall Südtirol. Die erfolgreiche und die gescheiterte Aktivierung des "volksdeutschen Wehrwillens".

Isabella Greber/Peter Pirker: Uanbkömmlichkeit, Selbstbeschädigung, Desertion, Widerstand: Wehrdienstentziehungen im Vorarlberger Dorf Krumbach.

Nikolaus Hagen: "Wir wollen unser junges Leben nicht für eine aussichtslose Sache opfern". Der Fall der Brüder Erwin, Kurt und Fritz Müller.

Zeitgeschichte extra

Andreas Kranebitter / Maria Pohn-Lauggas: "Meine mundlmäßige Familie". Zur Präsenz des Subproletarischen in Erinnerungen und Familienstrukturen von NS-Opfern.